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Iuwers zornes unmâze missevellet uns sêre. Legitimität von Maßlosigkeit im mittelalterlichen Erzählkosmos

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Title: Iuwers zornes unmâze missevellet uns sêre. Legitimität von Maßlosigkeit im mittelalterlichen Erzählkosmos

Author, co-author: Bendheim, Amelie

Abstract: Ausgehend von den Defiziten bestehender Ansätze zur Beschreibung des Helden in mittelalterlichen Erzählwelten, soll die Maßlosigkeit (unmâze) als neue literaturgeschichtliche Kategorie funktionalisiert werden. Entgegen der konzeptuellen, binären Typisierung des Protagonisten als ‚Held’ bzw. ‚Ritter’ bildet sie ein flexibles Modell, das relational operiert und damit erlaubt, graduelle Unterscheidungen zwischen den Texten vorzunehmen. Am Beispiel heldenepischen (‚Nibelungenlied’) und romanhaften (‚Flore und Blanscheflur’, ‚Wigalois’) Erzählens im Mittelalter wird gezeigt, wie mit dem maßlosen Helden narrativ umgegangen wird. Dabei liegt der Fokus insbesondere auf der unterschiedlichen Bewertung seines Handelns: Kann sich der Held im Epos über soziale Normen und geltende Gesetze hinwegsetzen (Siegfried bei der Brautwerbung, Hagen mit dem Mord an Siegfried) ohne dafür bestraft zu werden, tritt die Maßlosigkeit im höfischen Roman stärker in den Bereich der Ratio: Sie wird dabei zum einen begrenzt und ‚bemessen’, zum anderen wird maßloses Handeln nun strikt sanktioniert und unterbunden. Unter Bezugnahme auf aktuelle Ausprägungen der Maßlosigkeit im gesellschaftspolitischen Kontext, tritt das Konzept der Maßlosigkeit als unverändert produktives Muster hervor. Seine gesellschaftliche Relevanz regt zu einer epochenübergreifenden literaturgeschichtlichen Inanspruchnahme an, die sich zum Ziel setzt, die Literaturgeschichte als Geschichte der Maßlosigkeit zu neu zu begreifen.

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