Title: Neue Realismen in ‚alten‘ Geschichten? Ästhetische Verfahren zur Darstellung des Nationalsozialismus im Jugendbuch
Author, co-author: Klose, Anne-Christine
Abstract: Die nach 1945 entstandene KJL über die Thematik NS und Holocaust steht in der Tradition einer über Jahrhunderte entstandenen, erzieherisch ambitionierten KJL. 1960 etabliert sich der Gattungsbegriff der ‚zeitgeschichtlichen KJL‘, deren Ästhetik ma߬geblich im Jahre 1970 modifiziert wurde. Die Darstellungen des NS in der KJL seit den 1970er Jahren folgen veränderten erinnerungs¬politischen Strategien. Sie variieren je nach gesellschaftlichen Umständen Diskurskon¬ventionen und Er¬möglichungs¬be¬dingungen des Sagbaren, so dass Unterschiede bezüglich der Dar¬stellungs¬weisen innerhalb bestimmter Perioden zu erkennen sind, die sich durch das vor¬herrschende Verständnis von Erinnerungspolitik erklären lassen. Doch wie geht KJL im Kontext generationenbedingter Verschiebung mit dieser Thematik um, welche Verfahren benutzt sie? Die Aufnahmebereitschaft der Heran¬wachsenden droht zu sinken, da sie durch Medien-rezeption von der NS-Thematik ‚übersättigt‘ scheinen und eine Abwehrhaltung bilden. Daher benötigt man, 70 Jahre nach Kriegsende, ‚unverbrauchte‘ (Re-)Präsentationsformen – es ist entscheidend, wie die Thematik präsentiert wird. So verlagert sich der Schwer¬punkt von pädagogischen Intentionen hin zu einer Auf¬wertung literarästhetischer Verfahren, es findet, Steinlein zufolge, eine ‚Entdidaktisierung des Erzählens‘ statt. Die zeitliche Distanz schlägt sich somit nicht nur in der thematischen Schwerpunktlegung einzelner Werke nieder, sondern auch in Distanz schaffenden Verfahren, die früher nicht denkbar gewesen wären. Beispielhaft für diese neuartigen Verfahren sind Markus Zusaks Die Bücherdiebin (2005) und John Boynes Der Junge im gestreiften Pyjama (2006). In diesen Texten ist die Abwesenheit von Zeitzeugen bereits eingeschrieben und fordern daher ein aktives Erinnern ein; es werden betont fiktionale Verfahren und außer¬gewöhnliche Perspektiven verwendet. In meinem Vortrag möchte ich veranschaulichen, wie aufgrund neuer narrativer Verfahren die NS-Geschichte neu beschrieben wird.
Author, co-author: Klose, Anne-Christine
Abstract: Die nach 1945 entstandene KJL über die Thematik NS und Holocaust steht in der Tradition einer über Jahrhunderte entstandenen, erzieherisch ambitionierten KJL. 1960 etabliert sich der Gattungsbegriff der ‚zeitgeschichtlichen KJL‘, deren Ästhetik ma߬geblich im Jahre 1970 modifiziert wurde. Die Darstellungen des NS in der KJL seit den 1970er Jahren folgen veränderten erinnerungs¬politischen Strategien. Sie variieren je nach gesellschaftlichen Umständen Diskurskon¬ventionen und Er¬möglichungs¬be¬dingungen des Sagbaren, so dass Unterschiede bezüglich der Dar¬stellungs¬weisen innerhalb bestimmter Perioden zu erkennen sind, die sich durch das vor¬herrschende Verständnis von Erinnerungspolitik erklären lassen. Doch wie geht KJL im Kontext generationenbedingter Verschiebung mit dieser Thematik um, welche Verfahren benutzt sie? Die Aufnahmebereitschaft der Heran¬wachsenden droht zu sinken, da sie durch Medien-rezeption von der NS-Thematik ‚übersättigt‘ scheinen und eine Abwehrhaltung bilden. Daher benötigt man, 70 Jahre nach Kriegsende, ‚unverbrauchte‘ (Re-)Präsentationsformen – es ist entscheidend, wie die Thematik präsentiert wird. So verlagert sich der Schwer¬punkt von pädagogischen Intentionen hin zu einer Auf¬wertung literarästhetischer Verfahren, es findet, Steinlein zufolge, eine ‚Entdidaktisierung des Erzählens‘ statt. Die zeitliche Distanz schlägt sich somit nicht nur in der thematischen Schwerpunktlegung einzelner Werke nieder, sondern auch in Distanz schaffenden Verfahren, die früher nicht denkbar gewesen wären. Beispielhaft für diese neuartigen Verfahren sind Markus Zusaks Die Bücherdiebin (2005) und John Boynes Der Junge im gestreiften Pyjama (2006). In diesen Texten ist die Abwesenheit von Zeitzeugen bereits eingeschrieben und fordern daher ein aktives Erinnern ein; es werden betont fiktionale Verfahren und außer¬gewöhnliche Perspektiven verwendet. In meinem Vortrag möchte ich veranschaulichen, wie aufgrund neuer narrativer Verfahren die NS-Geschichte neu beschrieben wird.