Quantcast
Channel: ORBilu Collection: Literature
Viewing all articles
Browse latest Browse all 1375

Muttersprachliche Mehrsprachigkeit: Batty Weber (1860-1940) und die Mischkultur in Luxemburg

$
0
0
Title: Muttersprachliche Mehrsprachigkeit: Batty Weber (1860-1940) und die Mischkultur in Luxemburg

Author, co-author: Millim, Anne-Marie

Abstract: Ein Großteil der wissenschaftlichen Publikationen der letzten zwanzig Jahre zum Thema Mehrsprachigkeit in Luxemburg stellt Webers Konzept der Mischkultur zu Recht als Pfeiler von nationalen Kulturtheorien und Identitätsmodellen hin. Der vorliegende Beitrag möchte zu einer differenzierteren Betrachtung des Artikels von 1909 im Kontext von Webers Gesamtwerk anregen und anhand der Quelle der Feuilletonserie Abreißkalender (1913-1940) deutlich machen, dass für Weber die Mischkultur keine permanente Identität bedeutete, sondern einen andauernden Prozess des Negoziierens, der Zueigenmachung, der Ablehnung, der Assimilierung und der Emanzipation von interkulturellen Elementen. Weber tritt zwar in diesem Text für die Wertschätzung der luxemburgischen Kultur ein, stellt aber im Laufe seiner journalistischen und literarischen Laufbahn selbst sprachliche Qualitätsstandarde auf, die, durch interkulturellen Vergleich, die Bildung, Kompetenz und Ausdrucksfähigkeit seiner Leser in Frage stellen. Wenn auch Weber seinen Identitätsbegriff nie an klar definierten binären Dichotomien von fremd und eigen festmacht, so fordert er doch wiederholt die einwandfreie Beherrschung mehrerer Standardsprachen, indem er klar zwischen Fehler und korrektem Gebrauch unterscheidet. Während die Mischung von französischen, deutschen und luxemburgischen Kulturelementen für Weber den verallgemeinerten Luxemburger ausmacht, stellt er sprachliche Interferenzen als Fehler dar. Diese Fehlerhaftigkeit ist stark kontextabhängig: im Sprachgebrauch der Bevölkerung stellt Weber Vermischungen von Sprachsystemen oft als Zeichen von Inkompetenz und Anmaßung dar aber im Bereich der Kunst zeugen sie, ihm zufolge, von Kreativität, Individualität und luxemburgischer Eigenart. Besonders in den ersten Jahren seines Feuilletons, ca. 1913 bis 1920, beschäftigt sich Weber mir linguistischen Notionen der Korrektheit, die in den 1930er Jahren stark an Bedeutung verlieren. In diesem Jahrzehnt sind Feuilletons, in denen Weber versucht das Kunstpotential der Luxemburger Literaten genau zu lokalisieren, häufig.

Viewing all articles
Browse latest Browse all 1375