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Von Imaginationen himmlischer Erlösung bis zum Pogrom. Vorurteile im Umgang mit Leprakranken im historischen Überblick

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Title: Von Imaginationen himmlischer Erlösung bis zum Pogrom. Vorurteile im Umgang mit Leprakranken im historischen Überblick

Author, co-author: Uhrmacher, Martin

Abstract: Die Lepra ist eine Krankheit, die die Menschheit bereits seit alttestamentarischen Zeiten begleitet und die bis heute noch in Teilen der Welt weit verbreitet ist. Ihre Geschichte ist geprägt von Gegensätzen: einerseits von Elend, Siechtum und Ausgrenzung, die bis zum Pogrom führen konnte, andererseits von religiöser Überhöhung, Privilegierung und beispielhafter Fürsorge. Diese Ambivalenz ist typisch für den Umgang mit Leprakranken im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Und sie spiegelt sich auch in Vorurteilen und Stereotypen wider, mit denen die an Lepra Erkrankten konfrontiert waren. Es wird der Frage nachgegangen, mit welchen Zuschreibungen und Vorurteilen, positiven wie negativen, die Gruppe der Leprakranken konfrontiert wurde und welche Auswirkungen diese auf deren Lebensumstände hatten. Die Analyse ausgewählter schriftlicher und bildlicher Quellen aus dem Mittellater und der frühen Neuzeit zeigt, dass Vorurteilen und Zuschreibungen, positiven wie negativen, eine entscheidende Bedeutung für das Leben der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Leprosen zukam. Dies gilt sowohl für die Definition der sozialen Gruppe von außen wie auch für die Selbstbeschreibungen der Leprosen, die sich auf positiv konnotierte religiöse Vorstellungen bezogen. Charakteristisch ist vor allem die Ambivalenz von Zuschreibungen und Vorurteilen. Vorurteile gegenüber den Leprosen blieben je nach Kontext in der longue durée vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit auffallend wandelbar. Am deutlichsten sichtbar wurde dies in der Krisenzeit der 1320er-Jahre, als auch die positiven heilsgeschichtlichen Zuschreibungen Leprakranke nicht vor Pogromen schützen konnten.; Leprosy is a disease that has accompanied mankind since the times of the Old Testament and is still widespread in parts of the world today. Its history is marked by contrasts: on the one hand, misery, infirmity and exclusion that could even lead to pogroms, on the other hand, religious exaltation, privilege and exceptional care. This ambivalence is typical for the treatment of lepers in the Middle Ages and in the early modern period. And it is also reflected in the prejudices and stereotypes with which those suffering from leprosy were confronted. The study examines the attributions and prejudices, both positive and negative, with which leprosy patients were confronted. and prejudices, both positive and negative, with which the group of leprosy patients was confronted and what effects these had on their living conditions. The analysis of selected written and pictorial sources from the Middle Ages and the early modern period shows that prejudices and attributions, both positive and negative, were of decisive importance for the lives of medieval and early modern lepers. This applies both to the definition of the social group from the outside and to the self-descriptions of the lepers, which referred to positively connoted religious ideas. Above all, the ambivalence of attributions and prejudices is characteristic. Prejudices against the lepers remained strikingly changeable depending on the context in the longue durée from the Middle Ages to the early modern period. This became most clearly visible in the crisis period of the 1320s, when even the positive attributions of salvation could not protect lepers from pogroms.

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